Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer,
Wir alle haben gehofft, dass wir ab Sommer wieder in eine einigermaßen geregelte Forstwirtschaft einsteigen können. Leider hat uns aber die Witterung einen „Strich durch die Rechnung“ gemacht und wir müssen nun wieder reagieren. Diesmal nicht auf Sturmschäden, sondern auf die Borkenkäfersituation. Der extrem heiße Sommer, den wir alle in großen Zügen genossen haben, hat für die Borkenkäferpopulation ein Optimum bedeutet. Besonders ab der zweiten Sommerhälfte sieht man massenhaft Borkenkäfernester in den Fichten. Die mangelnde Wasserversorgung bei den Waldbäumen – hier ist die Fichte besonders empfindlich – führt zu einer Schwächung im Baum. Die „Lebendkonservierung“ des Sturmwurfholzes – die Wurzeln sind noch mit dem Erdreich verbuden und der Baum bekommt eine Notversorgung mit Wasser – hat wegen der extremen Trockenheit im Boden nicht funktioniert. Die Fichten sind nicht in der Lage, mit starkem Harzdruck auf das Einbohren der Käfer zu reagieren. Sie werden für die Käfer leichte Beute und sterben in wenigen Tagen ab. Eine Stichprobenerhebung an einer Fichte im mittleren Bereich unseres Forstamtes hat über 40.000 Käfer, Eier, Larven und Puppen in einem Baum ergeben. Sie können sich vorstellen, in welchen Mengen die Borkenkäfer unterwegs sind.
Die Sägewerke sind bis zum Rand mit Sturmholz bevorratet und haben teilweise noch große Festmetermengen im Wald liegen. Das bedeutet, dass die Aufnahmefähigkeit der Sägewerke bundesweit und auch im angrenzenden Ausland stark eingeschränkt ist. Viele Sägewerke schließen nur zögerlich und dann auch zu deutlich reduzierten Preisen und mit strikter monatlicher Kontingentierung Verträge über Käferholz ab. Das Sturmholz drückt noch und man möchte verständlicherweise den Überblick nicht verlieren. Ein weiteres Nadelöhr sind die Transportkapazitäten. Es ist für Händler und Säger nicht leicht, eine gute Transportlogistik aufrecht zu erhalten. Und auch die Forstunternehmer sind nur in beschränktem Maße verfügbar. Jeder möchte, dass möglichst schnell das Käferholz verschwindet.
Für den betreuten Wald in unserem Forstamt bedeutet diese Situation, dass wir weiterhin vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Wir bemühen uns, das Zusammenspiel von Holzabsatzkontingenten und Unternehmereinsatz zu koordinieren. Wir versuchen, möglichst viel Holz in die Sägeindustrie fließen zu lassen und suchen auch nach neuen Absatzmöglichkeiten, z.B. im Übersee-Exportbereich. Für Holzeinschlagsmaßnahmen, die sich innerhalb eines freien Kontingentes bewegen, gelten folgende Empfehlungen:
- Möglichst frisch vom Käfer befallenes Holz vorrangig ernten. Hier sind noch „weisse Stadien“ (Eier, Larven und Puppen) im Holz. Diese werden durch den Einschlag, vor allem bei Harvestereinsatz, zerstört und am Ausfliegen gehindert.
- Aushalten einer großen Menge Papierholz; dieses wird derzeit am Markt gesucht und der Preis ist nur unwesentlich geringer als der Marktpreis für käferhaltige Fichtenabschnitte.
- Hölzer mit einem Durchmesser unter 20 cm sollten ins Papier- oder Spanholz (ggf. Palette) geschnitten werden, damit diese schwachen und sehr schlecht bezahlten Dimensionen nicht die Kontingente für stärkeres und besser bezahltes Holz blockieren.
- Als letzte Bekämpfungsmöglichkeit kann das aufgearbeitete Holz durch sachkundige Personen mit geeigneten und zugelassenen chemischen Bekämpfungsmitteln gespritzt werden, um den Ausflug der Käfer zu verhindern und die Population für das Frühjahr zu minimieren.
Dies sind einige Hinweise, die Ihnen die Situation und unsere Reaktion und Vorgehensweise verständlicher machen sollen. Bitte melden Sie sich bei den Revierleitungen oder bei mir, wenn Sie Fragen haben. Wir sind bemüht, möglichst vielen Waldbesitzenden zeitnah zu helfen, haben aber – wie oben beschrieben – Hemmnisse und Probleme in der Bewältigung der Situation. Daher bitten wir auch um Geduld und Verständnis, wenn Sie warten müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Fillmann
Wald und Holz NRW
Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft